Südkoreanische Beschaffungsbehörde PPS zu Gast bei der BBG in Wien
Am 8. und 9. April 2025 hat die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) eine Delegation des südkoreanischen Public Procurement Service (PPS) in Wien begrüßt und in der BBG willkommen geheißen.
Im Mittelpunkt des Besuchs standen der persönliche Austausch auf Führungsebene sowie strategische Gespräche zur Zukunft der öffentlichen Beschaffung – mit Fokus auf Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Besonders im Vordergrund: der Vergleich der E-Procurement-Systeme – des BBG-e-Shops und des südkoreanischen KONEPS, einem der weltweit größten digitalen Beschaffungsplattformen. Die BBG möchte von diesem Erfolgsmodell lernen und hat einen Knowhow Exchange mit Südkorea organisiert.
Tag 1:
Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Verbindens unserer Organisation und begann mit einer offiziellen Begrüßung durch BBG-Geschäftsführer Martin Ledolter und einem bilateralen Gespräch mit dem Leiter der südkoreanischen Beschaffungsbehörde, Administrator Kikeun Lim.
Im Anschluss fanden strategische Austauschgespräche auf Arbeitsebene statt, an denen auch Vertreter von der IÖB und der naBe teilnahmen. Diskutiert wurden strategische Ansätze zur Förderung innovativer und nachhaltiger öffentlicher Beschaffung. Vorher wurden alle in die jeweiligen Organisationen eingeführt.
Eckdaten zum PPS:
- Güter & Dienstleistungen: 37 Billionen KRW (ca. 23 Mrd. EUR) in 2023
- Bau & Infrastruktur: 14 Billionen KRW (ca. 9 Mrd. EUR) in 2023
- Rohstoffreserven für Lagerausbau (z. B. Aluminium): 700 Mrd. KRW (ca. 430 Mio. EUR) in 2023
Ein besonderer Fokus lag auf dem Thema Innovation und Innovationsförderung. PPS versteht sich als aktiver Förderer neuer Lösungen und agiert gezielt als Erstkäufer innovativer Produkte. Diese innovativen Wege wurden vorgestellt:
- Internationale Partner können innovative Produkte ihrer Lieferanten durch südkoreanische Auftraggeber testen lassen.
- Umgekehrt stellt PPS selbst getestete südkoreanische Lösungen internationalen Behörden zum Testen zur Verfügung.
- Strategische Bedarfserhebungen und Pilotkäufe können unmittelbar über das PPS-Budget finanziert werden.
- Exportförderung durch internationale Pilot- und Demonstrationsprojekte, oft gekoppelt mit Maßnahmen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance).
- Unterstützung von KMU durch gezielte Nachfrage nach innovativen, qualitativ hochwertigen Lösungen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt bei PPS eine zentrale Rolle. Die KONEPS-Plattform ist mit einem vom Umweltministerium gesteuerten Zertifizierungssystem verknüpft und listet derzeit fast 11.000 umweltzertifizierte Produkte. Green Public Procurement (GPP) hat sich dabei als wirksames Instrument erwiesen. So konnten allein im Jahr 2017 rund 665.000 Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart und über 4.400 grüne Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die nachhaltige öffentliche Beschaffung wird gezielt als Hebel für die Transformation hin zu einer klimafreundlichen und ressourcenschonenden Wirtschaft eingesetzt. Ein zentrales Element ist die KONEPS Shopping Mall, die eine breite Auswahl an umweltfreundlichen Produkten anbietet. Diese Produkte werden im Rahmen eines vom Umweltministerium koordinierten Zertifizierungssystems geprüft und in einer mit KONEPS verknüpften Datenbank laufend aktualisiert.
Tag 2:
Am zweiten Tag stand die Vorstellung von KONEPS im Zentrum. PPS präsentierte die eindrucksvolle Funktionsweise und Reichweite der Plattform, die als End-to-End-System den gesamten Beschaffungsprozess abbildet.
Eckdaten zu KONEPS:
- 69.000 öffentliche Stellen und 569.000 Lieferanten als aktive Nutzer
- Fast 11.000 grün zertifizierte Produkte in der KONEPS-Shopping-Mall mit einem Umsatz 2023 von 60,2 Mrd. KRW (ca. 41 Mio. EUR)
- Anbindung an 270 Regierungssysteme (z.B. Inno-KONEPS)
- Inno-KONEPS: zentrale Innovationsplattform
- 1.858 registrierte Innovationen
- 273 Mrd. KRW (ca. 186 Mio. EUR) kumuliertes Volumen an Pilotkäufen
- Venture Mall für Start-ups:
- 26.618 registrierte Produkte
- 1,97 Billionen KRW (ca. 1,27 Mrd. EUR) Umsatz
- Inno-KONEPS: zentrale Innovationsplattform
- Auch die schnelle Abwicklung ist beeindruckend: Während gesetzlich eine Zahlungsfrist von 5–7 Tagen gilt, erfolgt die Bezahlung in der Praxis meist innerhalb von 4 Stunden nach Lieferung.
Zum Abschluss der Gespräche wurden Möglichkeiten der zukünftigen Zusammenarbeit besprochen. Besonders das südkoreanische Modell der Innovationsförderung durch Pilotprojekte stieß auf großes Interesse bei der BBG. Beide Seiten sehen Potenzial für gemeinsame Initiativen im Bereich der digitalen und nachhaltigen öffentlichen Beschaffung. Am Nachmittag verließ uns dann die Delegation mit starken Impulsen für die BBG, naBe und IÖB
Wir bedanken uns bei der Delegation des PPS für den offenen und konstruktiven Austausch in Wien und freuen uns auf die nächste Begegnung.
