Die erste vollelektrische Drehleiter Österreichs

Ein Meilenstein für Nachhaltigkeit und Innovation

Im Burgenland wurde ein bedeutender Schritt in Richtung umweltfreundlicher und innovativer Feuerwehrtechnik gemacht: Die erste vollelektrische Drehleiter in Österreich und der EU ist seit Sommer 2024 im burgenländischen Landesfeuerwehrkommando stationiert. Diese hochmoderne Technik wird vor allem an der Landesfeuerwehrschule eingesetzt und setzt neue Maßstäbe in der Ausbildung der Feuerwehrmitglieder sowie in den Führungsschulungen. Zudem wird die Drehleiter als Überbrückungsgerät an weiteren Stützpunkten genutzt, um traditionelle Hubrettungsfahrzeuge während Wartungsarbeiten zu ersetzen.

Landesfeuerwehrkommandant Franz Kropf zeigte sich begeistert über das neue Fahrzeug: „Ich freue mich, dass die erste vollelektrische Drehleiter Österreichs im Burgenländischen Landesfeuerwehrkommando stationiert ist. Dieses moderne Fahrzeug ist nicht nur eine technische Innovation, sondern ein bedeutender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Diese Investition zeigt unser Bemühen, die möglichst besten verfügbaren Ressourcen für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. In den gemeinsamen Überlegungen mit dem Land Burgenland zur Neuanschaffung einer Drehleiter wurde auch eine vollelektrische Lösung in Betracht gezogen, auf die auch letztendlich die Entscheidung fiel.“


Technische Details und Vorteile
Die E-Drehleiter erfüllt hohe Anforderungen an Nutzlast und Funktionalität und ist für verschiedene Einsatzszenarien optimiert. Im „Urban“-Szenario, bei einer Hin- und Rückfahrt von 8 km, ermöglicht das Fahrzeug zwei Abstützvorgänge, zwei Bewegungszyklen nach EN 14043 und eine Stunde Lichtmastbetrieb, wobei bis zu 8-10 Einsätze ohne erneutes Aufladen möglich sind. Im „Ländlich“-Szenario, bei einer Hin- und Rückfahrt von 20 km, sind 3-4 Einsätze ohne Wiederaufladen möglich, ebenfalls mit zwei Abstützvorgängen und Lichtmastbetrieb.

Das Fahrgestell des Fahrzeugs ist ein Volvo FE Electric mit 4x2 Antriebsart und einem Battery Electric Vehicle-Antriebssystem (BEV), das mit zwei Elektromotoren eine Gesamtleistung von 225 kW erzielt. Es ist mit drei Batterien à 66 kWh ausgestattet, die über Wechselstromladung (AC) mit einer maximalen Ladeleistung von 22 kW in etwa neun Stunden oder über Gleichstromladung (DC) mit bis zu 150 kW in etwa 1,5 Stunden geladen werden können. Der E-Motor arbeitet zudem als Nebenantrieb mit 70 kW Dauerleistung für den Leiterbetrieb.

Der Aufbau des Fahrzeugs entspricht den Normen EN 1846 Teil 3, EN 14043, EN ISO 13857, EN 349, EN 60204-1 und beinhaltet ein Aluminium-Sicherheitspodium mit integrierter LED-Beleuchtung. Im Aufbau der Drehleiter sind insgesamt sieben Geräteräume verbaut. Die Abstützung ist stufenlos in horizontaler und vertikaler Richtung verstellbar, mit einer maximalen Abstützbreite von bis zu 4,80 Metern. Der ergonomische Hauptbedienstand verfügt über eine neigbare Rückenlehne und ein verstellbares Dach. 

Der Leitersatz ist ein endlos drehbares Hochleistungsdrehgestell mit einem automatischen Terrainausgleich. Der fünfteilige Leitersatz hat einen abneigbaren Korbarm. Die Arbeitshöhe beträgt 32 Meter, die Korbbodenhöhe 30 Meter. Der Rettungskorb bietet Platz für fünf Personen und eine Nutzlast von 500 kg. Die zugehörige Krankentrage hat eine Nutzlast von 300 kg.

Der Landesfeuerwehrverband Burgenland hat die Ausschreibung der E-Drehleiter in Zusammenarbeit mit der BBG durchgeführt. Die BBG ermöglicht durch die Flexibilität ihrer speziell für die Feuerwehren geschaffenen Rahmenvereinbarungen eine effiziente, rechtssichere und individualisierte Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen. 

Die Rahmenvereinbarungen der BBG werden nach der Durchführung von Ausschreibungen gemäß dem Bundesvergabegesetz (BVergG 2018) abgeschlossen. Der Prozess beginnt mit einer Bedarfserhebung, bei der im Feuerwehrbereich in der Regel die Landesfeuerwehrverbände zu den Anforderungen und Bedarfen der Feuerwehren befragt werden. Basierend auf diesen Erhebungen wird dann die Ausschreibung durchgeführt. Bei erfolgreichem Abschluss einer Ausschreibung schließt die BBG Rahmenvereinbarungen mit einem oder mehreren Lieferanten ab, die in der Regel für eine Laufzeit von vier Jahren gelten. Die bisher von der BBG abgeschlossenen Rahmenvereinbarungen decken ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen ab und sind im e-Shop der BBG hinterlegt, wo Feuerwehren direkt darauf zugreifen können.

Ein einsatzfähiges Feuerwehrfahrzeug, das den Bauvorschriften des jeweiligen Bundeslandes entspricht, kann grundsätzlich über den e-Shop in der Themenwelt für Feuerwehren abgerufen werden. Da das neue Einsatzfahrzeug jedoch an die individuellen Anforderungen und unterschiedlichen Einsatzgebiete der Feuerwehr angepasst werden soll und bis zu drei Jahrzehnte im Dienst stehen wird, ist die Expertise der bestellenden Feuerwehr in der weiteren Detailplanung unerlässlich. Die Detailplanung des Fahrzeugs bleibt somit in der Hand der Feuerwehr, während die BBG die Beschaffung rechtskonform, einfach und kostengünstig ermöglicht.

Für besonders spezielle Beschaffungsprojekte, die ein hohes Maß an Individualisierung erfordern, sehen einige Rahmenvereinbarungen einen „erneuten Aufruf zum Wettbewerb“ vor. In diesem Verfahren werden die Partner der Rahmenvereinbarung aufgefordert, ein Angebot für ein spezifisches Projekt abzugeben. Diese Möglichkeit wurde bei der Beschaffung der E-Drehleiter im Burgenland genutzt.

BBG als Lösungspartner in Beschaffungsfragen
Die Bundesbeschaffung (BBG) war maßgeblich an der Umsetzung dieses zukunftsweisenden Projekts beteiligt. Sie hat die Rahmenvereinbarung für die Beschaffung dieses innovativen Fahrzeugs abgeschlossen und somit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und effizienten Ausstattung des burgenländischen Feuerwehrwesens geleistet. Als verlässlicher Lösungspartner in Beschaffungsfragen des Bundes hat die BBG unter anderem das Ziel, innovative und nachhaltige Lösungen zu fördern und kontinuierlich zu modernisieren.

Die BBG stellt sicher, dass die angebotene Ausrüstung den spezifischen Anforderungen der einzelnen Feuerwehren gerecht wird, indem sie die Feuerwehrverbände aktiv in den Ausschreibungsprozess einbindet. Bereits in der Phase der Bedarfserhebung haben Feuerwehrverbände die Möglichkeit, ihre Wünsche und besonderen Anforderungen zu äußern. Diese werden in den Ausschreibungen berücksichtigt, um eine bedarfsgerechte Ausrüstung zu gewährleisten. Eine große Sorge von Feuerwehren ist dennoch, dass sie über die BBG-Rahmenvereinbarungen nur Produkte und vor allem Fahrzeuge „von der Stange“ bestellen können. Doch gerade im Bereich der Feuerwehrfahrzeuge sind die Rahmenvereinbarungen so gestaltet, dass eine individuelle Konkretisierung möglich ist. 

Ein zukunftsweisendes Konzept für die Feuerwehr
Die Einführung der vollelektrischen Drehleiter markiert einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien für den öffentlichen Dienst. Sie trägt dazu bei, die österreichischen Feuerwehren fit für die Zukunft zu machen und setzt gleichzeitig ein starkes Zeichen für den Klimaschutz.
Mit der neuen E-Drehleiter geht das burgenländische Landesfeuerwehrkommando einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, Effizienz und Innovation, der weit über den Feuerwehrdienst hinausstrahlt.

Über die elektronische Drehleiter wurde auch in der September-Ausgabe 2024 von FEUERwehrOBJEKTIV berichtet.
 

 

Feuerwehrdrehleiter
Feuerwehrdrehleiter mit Leiteraufsatz oben
Feuerwehrdrehleiter mit Leiteraufsatz am Boden
c) Landesfeuerwehrkommando Burgenland/E-Drehleiter